Foto Manuela Achitz, Julius Laitha, Brigitte Krupitza, Christina Buczko

Foto: Julius Laitha

Frauen und Geld: Eine Nachlese zum Workshop am 4.6. in der Akademie für Gemeinwohl

Die acht reichsten Männer (!) der Welt besitzen laut der internationalen Hilfsorganisation Oxfam - so viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung.

Sind Frauen naiv, wenn es ums Geld geht?

Die Ursachen für die ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen sind vielfältig. Frauen, die in einer Beziehung leben, vernachlässigen oft ihre berufliche Karriere. Sie arbeiten vielfach in „typischen Frauenberufen“, in denen das Lohnniveau in der Regel niedrig ist. Gerade im sozialen Bereich mangelt es an der finanziellen Anerkennung – trotz vielfach hoher körperlicher und psychischer Belastungen. Zudem werden in gleichen Jobs den Männern höhere Gehälter zugestanden. Geld ist für viele Frauen „nicht so wichtig“, bei Gehaltsverhandlungen- und Gehaltserhöhungen sind Männer nach wie vor oft „konsequenter“ und „hartnäckiger“. Hier gibt es Aufholbedarf!

Wer erledigt die Hausarbeit?

Nach wie vor übernehmen Frauen in der Regel mehr Hausarbeit, auch wenn sie die Besserverdienerinnen sind: in Österreich im Durchschnitt rund 170 Minuten, Männer 79. Unbezahlte Arbeit innerhalb von Familien trägt zwar zum Wohlstand einer Gesellschaft bei, wird vom BIP aber nicht gemessen.

Teilzeit und atypische Beschäftigungsverhältnisse

In Teilzeit- und anderen so genannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen liegt der Frauenanteil zum Beispiel in Österreich deutlich über jenem der Männer. Als Hauptgrund für Teilzeitbeschäftigung wird von 37,5% der Frauen, aber von nur 4,2% der Männer, die Betreuungspflicht für Kinder oder pflegebedürftige Erwachsene genannt.

Das Einkommen

Die Folgen all dieser Faktoren zusammengenommen sind eindeutig: Das Einkommen von Frauen liegt – durchschnittlich – deutlich unter jenem der Männer, und der Verdienstabstand steigt mit zunehmendem Alter: von unter fünf Prozent in der Altersgruppe bis 24 auf beinahe 30 Prozent in der Altersgruppe 60+. Die durchschnittliche Frauenpension liegt aktuell bei 982 Euro, jene der Männer bei 1.609 Euro.

Österreich liegt beim so genannten Gender Pay Gap innerhalb der EU dabei am oberen Ende der Skala. Noch größer ist die geschlechtsspezifische Schere nur noch in Großbritannien, Deutschland, der Tschechischen Republik und Estland. Zwar hat sich die Einkommensschere in den letzten Jahren langsam verringert – wenn die Angleichung im Tempo der vergangenen Jahre weitergeht, schließt sie sich allerdings erst im Jahr 2058.

Frauen in Führungspositionen

Bezogen auf die berufliche Tätigkeit übten 2016 in Österreich insgesamt 8,1% der unselbständig erwerbstätigen Männer eine führende Tätigkeit aus. Bei den Frauen waren mit 3,7% dagegen deutlich weniger in führenden Positionen tätig.

Die „Kultur“

Dass durchaus auch die Kultur unserer Arbeitswelt und Stereotype auf Seiten von Personalchefs hier eine Rolle spielt, zeigte die Organisation Terre des Femmes im Rahmen eines Experiments: Eine Transgender-Person bewirbt sich mit zwei identen Lebensläufen einmal als Frau und einmal als Mann für eine Stelle. Das Resultat: Gleiche Qualifikation, gleiches Alter, gleiche Erfahrung, unterschiedliches Geschlecht – unterschiedliches Gehalt.

Fazit: It´s not over yet

Information! Nur wer über bestehende Strukturen von Ungleichheit und fehlender Gleichberechtigung Bescheid weiß, kann sich dagegen wehren!

Solidarität! Gegenseitige Unterstützung von Frauen und auch Männern im beruflichen wie im privaten Leben ist gefragt!

Handeln! Alle Rahmenbedingungen, die Frauen ökonomisch benachteiligen, sind von Menschen gemacht – und daher auch veränderbar!

 

Der Workshop fand am 4.6. in Kooperation mit dem NPO-Frauennetzwerk und unter der Leitung von Brigitte Krupitza statt.

 

Weiterführende Informationen:

genderatlas.at

Statistik Austria: Gender Statistik